Geschichtlicher Abriss

1882
Das Grundstück der Firma Dambacher in der Albertstraße (heute Karl-Heine-Straße) wurde durch die Firma Schumann & Koppe mit 4 Beschäftigten zur Herstellung von Kleinarmaturen übernommen.
Das an der östlichen Uferbegrenzung des Karl-Heine-Kanals gelegene Grundstück zwischen Weißenfelser Straße (ehem. Bahnhofsstraße) und Karl-Heine-Straße (ehem. Albrechtstraße)
gehörte von 1872 bis 1882 zu Kaspar Dambachers Gießerei. Es ist die zweite, von ihm errichtete Eisengießerei und älteste in Außenmauern erhaltene Gießerei Leipzigs. 1972 wurde mit dem Bau des Wohnhauses begonnen, 1873/74 die angrenzenden Produktions- und Nebengebäude der Gießerei, der Schlosser- und Schmiedewerkstatt. Mit dem Einbau der Dampfmaschinenanlage 1874 begann der Gießereibetrieb.

1891
Die Produktion wurde auf schwere Armaturen und verschiedene Apparate für Dampfanlagen durch Kommerzienrat Alb. Iseler umgestellt, der als Alleininhaber seine Produkte in ganz Europa vertrieb.
Darunter zählten beispielsweise patentierte Spezialkonstruktionen für hohe und höchste Drücke wie Absperrventile aller Art bis zu den größten Lichtweiten, Absperrschieber, insbesondere für hohe Drücke und Dampftemperaturen, Schnellschlussventile und Schieber zum plötzlichen Schließen von entfernt gelegenen Stellen zur Sicherung von Dampfanlagen, Elektromotorische Antriebsvorrichtungen zum schnellen und bequemen Öffnen und Schließen von Ventilen und Schiebern, Wasserstandszeiger, Sicherheitsventile, Dampfdruckregler, Apparate für moderne Dampfkraftanlagen, wie Kondenswasser-Rückleiter, Vorwärmer, Entöler, Wasserreiniger usw.

1900
140 Beschäftigte waren im Plagwitzer Betrieb. Aufgrund höherer Kapazitäten wurde eine Gießerei in Leutzsch (Werk II) eröffnet.

1906
Der erste Kokillenguss innerhalb Deutschlands wurde gefertigt.
Der Kokillenguss zeichnet sich im Gegensatz zum Sandguss durch seine hohe Abkühlungsgeschwindigkeit aus. Dadurch entsteht ein relativ feinkörniges und dichtes Gefüge, das bessere mechanische Eigenschaften aufweist als Sandguss aus den gleichen Gusswerkstoffen.

1911
Ein 14-tägiger Streik der Belegschaft führte zu Lohnerhöhungen.

1914-18
Das als kriegswichtig anerkannte Unternehmen erlangte als Rüstungszulieferer Hochkonjunktur mit der Herstellung von U-Boot-Armaturen und Munition.
Seit1918 war der Sohn des Kommerzienrates Iseler, Ing. Wilhelm Iseler, Mitinhaber der Firma und hat durch Erweiterungen des Lieferantenkreises wesentlich zur Entwicklung des Geschäftes beigetragen.
Andere Metall verarbeitende Industriezweige kamen als Abnehmer von Armaturen hinzu wie beispielsweise die Automobilindustrie, Elektrizitätswerke, Maschinenbau, die optische Industrie, das Funk- und Radiowesen und die Reichsbahn.

1914-1926
Umfangreiche Baumaßnahmen fanden statt, am augenfälligsten der Bau des Stammhauses mit Firmengiebel.

1926-1934
Bis 1926/27 stiegen die Unternehmensumsätze auf 1,29 Millionen Reichsmark an, doch infolge der Weltwirtschaftskrise 1931/32 erlangte das Unternehmen über 50 Prozent an Kapitalverlust. Die Beschäftigtenzahl erreichte 1931/32 einen Tiefststand mit 55 Arbeitern. Ein Jahr später waren es wieder knapp 100 Arbeiter.

1936
Wegen chronischem Platzmangel pachtete die Firma Hallen der benachbarten Leipziger Straßenbahn, dem ehemaligen Pferdebahndepot.

1939-45
Die Rüstungsproduktion erlebte Hochkonjunktur. Auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus Polen, Frankreich, Italien, Belgien, der Sowjetunion und Ungarn mussten im Betrieb arbeiten. 1939 wurden mit den Zwangsarbeitern zusammen 500 Beschäftigte gezählt, deren Zahl bis 1942 auf 702 anstieg, darunter waren 98 Kriegsgefangene. Wieder wurden vor allem U-Boot-Armaturen hergestellt.
Betrug der Umsatz 1937 noch 1,9 Millionen RM, so war 1942 ein Umsatz von 9,5 Millionen RM zu verzeichnen. (Abb. 11 bis 14)
Durch Bombenangriffe ist 1943 eine Werkhalle mit 12 Maschinen zerstört worden.
Ab 1938 wurden zahlreiche Schutzmaßnahmen vor Luftangriffen gefordert, die mit baulichen Veränderungen einhergingen, wie die teilweisen Unterkellerungen des Grundstücks und der Einbau von senkrechten Oberlichtern in Produktionsstätten, um durch austretendes Licht keine Aufmerksamkeit zu erregen. Für bauliche Veränderungen dieser Zeit waren der Architekt Karl Knaus und Erich Fährmann verantwortlich.
Aufgrund akuten Platzmangels wurden 1943 zusätzliche Räumlichkeiten zur Rüstungsproduktion in unmittelbarer Nachbarschaft und in weiterer Entfernung angemietet, darunter in der Gießereistraße 14 von der Firma Kleine & Bohrmann, in der Karl-Heine-Straße 83 das Hinterhaus und Erdgeschoß der Firma Hummerl und Merkel und die Dahlener Flur der Firma Schmidt & Steinbach.

1946
Aufgrund des Volksentscheides vom 30.6. wurde der Betrieb enteignet und nach Liste C, die Betriebe enthielt, für welche die SMAD auf der Grundlage alliierter Bestimmungen die Entscheidung vorbehielt, als SAG „Podjomnik“ mit 618 Beschäftigten gegründet. Es folgten umfangreiche bauliche und soziale Verbesserungen.

1948
Eine erste Lehrwerkstatt eröffnete. (Abb. 15) Eine eigene Poliklinik in der ehem. Musik-Villa Kroch in der Sebastian-Bach-Straße wurde eingeweiht. Ein Speisesaal mit Werkküche und eine Bibliothek mit 8000 Bänden wurden eingerichtet und das erste Betriebsferienlager im Vogtland eröffnet.

1950
Am 1. Januar erfolgte die Umbenennung in SAG „Transmasch“. Produktionsauflagen zur Erfüllung des Export- und Reparationsprogramms von der Hauptverwaltung „Transmasch“ waren ausschlaggebend für umfangreiche Neu- und Umbaumaßnahmen.

1952/53
Innerhalb von nur acht Monaten wurde die Produktionshalle der Architekten Otto Hellriegel und Johannes Koppe errichtet. (Abb. 16 bis 27)
Aufgrund ihrer Größe und Höhe war eine Ausnahmebewilligung der Stadt notwendig, die mit der dadurch gegebenen Verbesserung der Arbeitsplätze 1951 erteilt wurde.
Der Neubau erforderte den Abriss des Beamtenwohnhauses der Pferdebahn. Teile des mehrfach umgebauten Wohlfahrtsgebäudes, ehem. doppelgeschossiger Pferdestall, wurden in den Neubau integriert. 1958 verband man die neue Produktionshalle nachträglich auf Höhe des Obergeschosses mit dem ehemaligen Stammhaus von Schumann und Co, wobei wohl auch der Firmengiebel verschwand.
Die untere große Halle diente der Herstellung von Großarmaturen bis zu einer Nennweite von 900 mm für Hochofenschieber der Hüttenindustrie und Armaturen mit einer Nennweite von 500 mm z.B. für Ferngas- und Erdölleitungen. Absperrventile kleinerer Durchmesser wurden im Obergeschoß hergestellt.

Zeitgleich wurde das östliche Verwaltungsgebäude an der Karl-Heine Straße in zwei Bauphasen ausgeführt: 1952 der Keller und das Erd- und Obergeschoss, 1953 wurde das Obergeschoss wieder abgetragen und mit vier Etagen in „zeitgemäßerer“ Ausführung aufgestockt.

1953
Der Betrieb gliederte sich in 5 Abteilungen: Armaturen, Säurearmaturen, Druckmindererbau, Apparate- und Kühlerbau. (Abb. 28)
Die Produktionspalette reichte von Hochofen- und Hochdruckarmaturen, über Schädlingsbekämpfungsapparaten, Walzwerkausrüstungen, Schachtmühlen, Destillieranlagen bis zu Furnierpressen.
Am 31.12. ging der Betrieb in Volkseigentum unter dem Namen VEB „Industriearmaturen und Apparatebau Leipzig“ (IAL) über.

1953/54
Höhere Produktionsanforderungen bedingten die Übernahme weiterer Grundstücksflächen in der Markranstädter Straße 15, der Lützener Straße 63, der Plautstraße 39 (ehem. Deutsche Minol AG), der Alten Straße 27 (ehem. Pittler AG, später wieder aufgegeben) und der Lionstraße 7 (später auch wieder aufgegeben).

1957
Die erste vollautomatische Taktstraße zur Bearbeitung von Ventilgehäusen wurde in Betrieb genommen.

1961
Die Gießerei galt als die modernste in der damaligen DDR. Fast 1000 Beschäftigte (davon 33 % Frauen) arbeiteten im Plagwitzer Betrieb.

1963
Die Flächen des VEB Leipziger Werkstätten für Möbel und Innenausbau in der Hofmeisterstraße wurden als Werk III ausgebaut und in der Erich-Zeigner-Allee 63 weitere Räume übernommen.

1965
33 % der Produktion war standardisiert und die Erzeugnisse wurden über die sozialistischen Länder hinaus auch in die BRD, Frankreich und England exportiert.

1970
Im Zuge der Kombinatsbildungen erfolgte der Anschluss des Betriebes an das Kombinat Magdeburger Armaturenwerke Karl Marx (MAW).

1975
Das Gelände Nonnenstraße 31 wurde vom VEB BMK Süd für den Fuhrpark und Materialwirtschaft übernommen.

Um 1979/81
Modernisierungsmaßnahmen umfassten auch die Neugestaltung des Kantinenbereiches, deren komplexe Raumgestaltung noch heute erkennbar ist.

Bis 1990
Das Produktionssortiment umfasste Armaturen für die chemische Industrie, Kraftwerke, Erdölleitungen, zur Rohstoffgewinnung und für den Wohnungsbau.

1990 bis 1996
Der Betrieb wurde von einem privaten Investor übernommen und unter dem Namen „Industriearmaturen Leipzig GmbH“ weitergeführt.

Seit 2002
Im zweiten Obergeschoß des Stammhauses von Schumann & Co. hat sich eine Zweigstelle der Ausbildungsgesellschaft mbH für Schweißtechnik niedergelassen.

Seit 2007
Das Gelände wird für kulturelle Zwecke genutzt. Dafür gründete sich die Westwerk Logistics GmbH